Stadt- und Landkreis Frankfurt am Main u.Landkreis Höchst

Zugehörigkeit staatlich:
bis 1945 Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden
1945 amerikanische Besatzungszone, Land Hessen
1949 Bundesland Hessen, Regierungsbezirk Wiesbaden
1968 Bundesland Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt
Zuständ. Justiz (1894):
1) Amtsgericht Bockenheim, Landgericht Frankfurt a. M., Oberlandesgericht Frankfurt a. M.
2) Amtsgericht Frankfurt a. M., Landgericht Frankfurt a. M., Oberlandesgericht Frankfurt a. M.
3) Amtsgericht Höchst a. Main, Landgericht Wiesbaden, Oberlandesgericht Frankfurt a. M.
Zuständ. Finanzamt (1927):
1) Finanzamt Frankfurt (Main)-Ost, Landesfinanzamt Cassel
2) Finanzamt Frankfurt (Main)-West, Landesfinanzamt Cassel
3) Finanzamt Frankfurt (Main)-Außenbezirk, Landesfinanzamt Cassel
4) Finanzamt Höchst (Main), Landesfinanzamt Cassel
Zuständ. Gau 1933-1945: Hessen-Nassau
Zuständ. Militärdienst (1885): XI. Armeekorps
Zugehörigkeit ev. Kirche (1939): Evangelische Landeskirche Nassau-Hessen
Zugehörigkeit kath. Kirche (1939): Bistum Limburg


a) Stadtkreis Frankfurt am Main

Stadtbeschreibung nach Neumann 1894:
Frankfurt am Main ist Standort des Stabs der 21. Division, d. 42. Inf.-, 21. Kav.- und 11. Feldartillerie-Brigade, 3 Bat. Inf. Nr. 81, 3 Esk. Husaren Nr. 13; großartiger Bahnhof der Linien Frankfurt/M.-Hanau-Aschaffenburg, Frankfurt/M.-Heidelberg, Main-Neckar-Mainz-Frankfurt/M. und Frankfurt/M.-Limburg der Hessischen Ludwigsbahn sowie der Linien Kassel-Frankfurt/M., Frankfurt/M.-Niederlahnstein-Lollar, Homburg-Frankfurt/M. und Göttingen-Bebra-Frankfurt/M. der Preußischen Staatsbahn; Reichsbankhauptstelle, Allgemeine Elsässische Bankgesellschaft, Deutsche Effekten- und Wechselbank, Deutsche Genossenschaftsbank, Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt, Deutsche Vereinsbank, Industrie- und Kommerzbank, Deutsche Unionsbank, Bank für Handel und Industrie, Eisenbahn-Rentenbank, Frankfurter Bank, Frankfurter Bankenverein, Frankfurter Gewerbekasse, Frankfurter Hypothekenbank, Frankfurter Hypotheken-Kreditverein, Volksbank, Filiale der Deutschen Bank, Frankfurter Spar- und Leihbank, Landwirtschaftlicher Kreditverein, Mitteldeutsche Kreditbank, Frankfurter Baubank, Frankfurter Spar- und Leihbank, Kösters Bank; Frankfurter Transport- und Glasversicherungs-Aktien-Gesellschaft, Providentia, Frankfurter Versicherung gegen Wasserleitungsschäden, Frankfurter Feuerversicherungs-Verband, Frankfurter Rückversicherungs-Gesellschaft und Rentenversicherungs-Gesellschaft Germania, Frankfurter Lebensversicherungs-Gesellschaft, Deutscher Phönix, Deutsche Rückversicherungs-Bank, Oberlandesgericht, Landgericht nebst Kammer für Handelssachen, Schwur- und Amtsgericht, Oberpostdirektion, Handelskammer, zahlreiche Konsulate, Hauptsteueramt, königliche Eisenbahndirektion, 8 evangelische Kirchen (Pauls- und Nikolaikirche), 2 reformierte Kirchen, 5 katholische Kirchen (Dom, 850 gegründet, im 14. u. 15. Jahrhundert erbaut, jetzt neu restauriert, die ehemalige Krönungskirche der deutschen Könige), 3 Synagogen, 2 Gymnasien, 2 Realgymnasien, 1 Oberrealschule, Realschule, 2 jüdische Realschulen, 1 höhere Bürgerschule, höhere Gewerbe- Kunstgewerbe- und Handelsschule, mehrere Privaterziehungsanstalten, Blindenanstalt, Taubstummenanstalt, Heil- und Pflegeanstalt für Irre, große Waisenhäuser und Wohltätigkeitsanstalten (darunter das Heiligegeist-Hospital und ein israelisches Krankenhaus), Stadtbibliothek mit 200.000 Bänden, Städelsches Kunstinstitut in Sachsenhausen, Senckenbergsches naturhistorisches Museum, Bethmanns Museum, Archivgebäude mit städtischem Archiv und anderen Sammlungen; Palmengarten, zoologischer Garten, permanente Kunstausstellung des Kunstvereins; Freies Deutsches Hochstift für Wissenschaften, Künste etc.; Verein für Geographie und Statistik, für Geschichte und Altertumskunde, Senckenbergsche naturforschende Gesellschaft. Mittelpunkt der Stadt ist die Straße Zeil, Römer (Rathaus) auf dem Römberberg mit dem geschichtlich denkwürdigen Kaisersaal, das Goethehaus in der Großen Hirschgrabengasse, Opernhaus, Alte und Neue Börse; Denkmäler von Gutenberg, Goethe und Schiller, Hessendenkmal vor dem Friedberger Tor, Kriegerdenkmal auf dem Peterskirchhof, Eschenheimer Turm von 1446, Rest der Stadtbefestigung, 295 m lange Mainbrücke von 1340 (außerdem noch 4 weitere Brücken), schöne Anlagen an Stelle der alten, 1806-1812 abgetragenen Festungswerke um die innere Stadt, der Neue Friedhof vor dem Friedberger Tor, Markthalle, Schlachthaus etc. Der eigentliche Lebensnerv der Stadt ist der bedeutende Geld- und Wechselverkehr mit etwa 170 Geschäftsvorstehern. Der Handel wird durch das große Eisenbahnnetz, 2 Messen, eine lebhafte Schifffahrt (mit großem Winterhafen) sehr gefördert; zahlreiche Großhandlungen bestehen für Wein, Holz, Seiden-, Baumwoll- und Leinenzeug, Branntwein, Metalle und Metallwaren, Häute und Felle, Leder, Glas, Tabak, Zucker etc.; der Buchhandel, im 17. Jahrhundert der Mittelpunkt in Deutschland, ist immer noch bedeutend, die zahlreichen Gasthöfe sind die Schule der Kellner. Die Industrie ist von zunehmender Wichtigkeit; es gibt Fabriken für Bijouteriewaren, Chemikalien (Chininwaren), Eisenguss- und Bronzewaren, Maschinen (namentlich Nähmaschinen), Dampfkessel, Metallwaren, Gold- und Silberdraht, Parfümerien und Seifen, Modewaren; ferner ansehnliche Buch- und Steindruckereien, Schriftgießereien, Haarschneiderei zur Hutfabrikation etc.; hervorzuheben sind noch der Garten-, Obst- und Gemüsebau und die Fabrikation von Obstwein (Apfelwein). Zu Frankfurt gehören: die Vorstadt Sachsenhausen auf der linken Seite des Mains (mit eigenem Post- und Telegraphenamt und einem Bahnhof der Linien Berlin-Halle-Bebra-Frankfurt/M. der Preußischen Staatsbahn und der Linie Frankfurt/M.-Mainz der Hessischen Ludwigsbahn), Louisa (mit Bahnhof der Linie Frankfurt/M.-Heidelberg der Main-Neckarbahn) 3 km südlich von Frankfurt und seit 1877 das ehemalige Dorf Bornheim nordöstlich von Frankfurt/M. (mit eigenem Post- und Telegraphenamt). Geschichte: Frankfurt am Main wird urkundlich erstmals 794 erwähnt; das Jagdschloss Karls des Großen stand an der Stelle der Leonhardskirche, die kaiserliche Pfalz Ludwigs des Frommen an der Stelle des Saalhofs. Das älteste Stadtrecht datiert von 1297, die Goldene Bulle von 1356 bestimmte Frankfurt/M. zum Wahlort der deutschen Könige, 1521 war Frankfurt/M. freie Reichsstadt, und seit 1562 wurden daselbst auch und zwar im Dom die meisten Kaiserkrönungen vollzogen. Die Reformation wurde 1522 eingeführt, jedoch gewannen die Katholiken 1548 durch das Interim den Dom zurück. Die zahlreich eingewanderten Reformierten aus den Niederlanden und Frankreich erhielten aber erst 1788 die Berechtigung zum öffentlichen Gottesdienst. 1806 kam Frankfurt/M. an den Fürsten-Primas Karl von Dalberg, 1810 wurde es Hauptstadt des Großherzogtums Frankfurt. 1815 erhielt es seine Unabhängigkeit zurück und wurde (bis 1866) Sitz der deutschen Bundesversammlung (im Palast des Fürsten von Thurn und Taxis der Eschenheimer Gasse). 1848 und 1849 tagte daselbst in der Paulskirche die deutsche Nationalversammlung. Am 16. Juli 1866 besetzten es die Preußen, und Frankfurt/M. wurde nun dem preußische Staat einverleibt. Friedensschluss am 10. Mai 1871 (Gasthof zum Weißen Schwan). In Frankfurt/M. hatte bis 1867 auch die Generaldirektion der fürstlichen Thurn- und Taxisschen Post ihren Sitz, deren Gebiet zur Zeit der Auflösung noch die hessischen Länder, Nassau, fast ganz Thüringen, die Freien Städte, Lippe und Hohenzollern umfasste. Frankfurt/M. ist Goethes Geburtsort (28. August 1749).

Besonderheiten nach dem Ortsbuch 1927
Amtsgericht, Landgericht, Oberlandesgericht, Polizeipräsidium, Schupo, Reichsbahndirektion, 2 Eisenbahnbetriebsämter, Maschinenamt, Verkehrsamt, Oberpostdirektion, Universität, 4 Gymnasien, Reform-Realgymnasium, 2 Realgymnasien, 5 Oberrealschulen, Reform-Progymnasium, Realprogymnasium, 7 Realschulen, 7 Lyzeen, Reichsbankhauptstelle, 2 Hauptzollämter, Zollämter (Eilgüterbahnhof, Hauptgüterbahnhof, Osthafen, Post Gutleutstraße, Zollhof Gutleutstraße), Industrie- und Handelskammer.

Einwohner Stadtkreis Frankfurt/Main
113.221 (1875) (einschl. Gem. Bornheim mit 10.085 Einwohnern)
136.819 (1880)
154.513 (1885)
179.985 (1890), davon 107.782 Evangelische, 53.264 Katholiken und 17.426 Juden
288.989 (1900), davon 175.909 Evangelische, 88.410 Katholiken
364.830 (1905)
(1909 Eingemeindung des Landkreises Frankfurt/Main in den Stadtkreis Frankfurt/M. )
414.576 (1910), davon 250.505 Evangelische, 129.867 Katholiken
467.520 (1925), davon 277.797 Evangelische, 145.570 Katholiken, 1.357 sonstige Christen, 29.385 Juden
555.857 (1933), davon 317.589 Evangelische, 184.194 Katholiken,    502 sonstige Christen, 26.158 Juden
548.220 (1939), davon 303.591 Evangelische, 179.551 Katholiken, 4.493 sonstige Christen, 13.739 Juden
532.037 (1950)
666.500 (1960), davon 120.400 Vertriebene
660.400 (1969)
629.200 (1980)
644.600 (1990)

Die Reichstagswahlen vom
im Stadtkreis Frankfurt a. M.
5. 3. 1933
Wahlbeteiligung89,3 %
Abgegebene gültige Stimmen insgesamt382.359
NSDAP168.745
SPD79.935
KPD49.144
Zentrum47.482
DNVP (Kampffront Schwarz-weiß-rot)14.157
DVP - Deutsche Volkspartei10.508
Christlich-sozialer Volksdienst5.543
Deutsche Bauernpartei65
Deutsch-Hannoversche Partei23
DDP (Deutsche Staatspartei)6.757
Andere Parteien-



b) Landkreis Frankfurt am Main
(1909 eingegliedert in den Stadtkreis Frankfurt am Main)

Einwohner Landkreis Frankfurt/Main
51.691 (1890), davon 36.287 Evangelische, 14.525 Katholiken und 676 Juden
25.037 (1900), davon 17.519 Evangelische,   7.162 Katholiken

Ortsverzeichnis (unvollständig):

Bockenheim, Stadt:
(1894 Landkreis Frankfurt/M., Amtsgericht Bockenheim, Landgericht Frankfurt/M., Post Bockenheim,
heute Stadtteil von Frankfurt)
18.675 Einwohner (1890)


b) Landkreis Höchst

Einwohner Landkreis Höchst
55.493 (1900), davon 24.227 Evangelische, 30.709 Katholiken
76.811 (1910), davon 35.138 Evangelische, 40.580 Katholiken
86.129 (1925), davon 40.178 Evangelische, 43.172 Katholiken, 279 sonstige Christen, 397 Juden

Griesheim, Landgemeinde:
12.357 (1925), davon 7.297 Evangelische, 4.679 Katholiken, 37 sonstige Christen, 19 Juden

Höchst a. Main, Stadt:
(1894 Kreis Höchst, Amtsgericht Höchst a. M., Post Höchst a. M.,
seit 1928 Stadtteil von Frankfurt)
  1.679 Einwohner (1825)
  8.455 Einwohner (1890)
31.534 Einwohner (1925), davon 14.369 Evangelische, 16.140 Katholiken, 92 sonstige Christen, 184 Juden



Quellen:

Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs. Ein geographisch-statistisches Nachschlagebuch für deutsche Landeskunde. Dritte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage von Wilhelm Keil. Leipzig, 1894.

Statistik des Deutschen Reichs. Alte Folge, Band 57: Die Volkszählung im Deutschen Reich am 1. Dez. 1880. Berlin, 1883.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 150: Die Volkszählung am 1. Dezember 1900 im Deutschen Reich. Berlin, 1903.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 240: Die Volkszählung im Deutschen Reiche am 1. 12. 1910. Berlin, 1915.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 401: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1925. Heft 1: Die Bevölkerung im Deutschen Reich nach den Ergebnissen der Volkszählung 1925. Teil I: Einführung in die Volkszählung 1925. Berlin, 1928.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 434: Die Wahlen zum Reichstag am 31. Juli und 6. November 1932 und am 5. März 1933 (Sechste bis achte Wahlperiode). Berlin, 1935.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Berlin, 1939.
Teil I: Altreich und Land Österreich.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 451: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1933. Heft 3: Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Religionszugehörigkeit. Berlin, 1936.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 550: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Berlin, 1940.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 552: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939.
Heft 3: Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Religionszugehörigkeit. Berlin, 1942.
Heft 4: Die Juden und jüdischen Mischlinge im Deutschen Reich. Berlin, 1944.

Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1952. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1952.

Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1961. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1961.

Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1971. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1971.

Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1981. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1981.

Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1992. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1992.


Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871 - 1990 © 2006 by Dr. Michael Rademacher M.A.