Stadt und Landkreis Quedlinburg

Zugehörigkeit staatlich: Preußen, Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Magdeburg
Zuständ. Justiz (1894): Amtsgericht Quedlinburg, Landgericht Halberstadt, Oberlandesgericht Naumburg
Zuständ. Finanzamt (1927): Finanzamt Quedlinburg, Landesfinanzamt Magdeburg
Zuständ. Gau 1933-1945: Magdeburg-Anhalt
Zuständ. Militärdienst (1885): IV. Armeekorps
Zugehörigkeit ev. Kirche: Evangelische Kirche der altpreußischen Union, Kirchenprovinz Sachsen
Zugehörigkeit kath. Kirche: Bistum Paderborn


a) Stadt bzw. Stadtkreis Quedlinburg

Stadtbeschreibung nach Neumann 1894:
Stadt im Landkreis Aschersleben, Bahnhof der Linien Wegeleben-Thale und Quedlinburg-Frose der Preußischen Staatsbahn, 1 Esk. Kürassiere Nr. 7, Reichsbanknebenstelle, Vorschussverein, Landratsamt, Amtsgericht, 7 evangelische Kirchen (darunter die Schlosskirche nebst dem Schloss auf einem Sandsteinfelsen, mit den Grabmälern Heinrichs I. und seiner Gemahlin Mathilde und dem Sarg der Gräfin Aurora von Königsmark; ferner die Marktkirche), katholische Kirche, Gymnasium, Realschule, landwirtschaftliche Winterschule, Präparandenanstalt, Fräuleinstift, Waisenhaus, Rettungshaus, Rathaus; Eisen- und Messinggießerei; Fabriken für Tuch, Wollzeug, Zucker, Chemikalien, Anilinfarben, Drahtwaren, Sicherheitsapparate, Nudeln, Sprit, Leder etc.; Ziegelbrennerei, Bierbrauerei, bedeutender Acker-, Garten- und Obstbau, große Gärtnereien mit starker Blumenzucht, Samenhandel, Schweinezucht, Sandsteinbrüche, Brühlwäldchen mit Denkmälern von Klopstock und Karl Ritter. Geschichte: Quedlinburg wurde um 930 von Heinrich d. Gr. (Finkenherd in der Vorstadt Westendorf), die Abtei als Frauenkloster 934 von ihm und seiner Gemahlin Mathilde gegründet. Die Reformation wurde 1539 eingeführt; die Abtei kam 1697 unter den Schutz Brandenburgs, wurde 1802 säkularisiert und fiel an Preußen, das sie 1814 nach der westfälischen Zeit (1807-1813) abermals erhielt. Quedlinburg ist Geburtsort des Dichters Klopstock (2. Juli 1724) und des Geographen Karl Ritter (7. August 1779).

Einwohner Stadt bzw. Stadtkreis Quedlinburg
17.035 (1875)
18.437 (1880)
19.323 (1885)
20.761 (1890), davon 788 Katholiken, 87 Juden
27.014 (1925), davon 25.032 Evangelische, 1.566 Katholiken, 20 sonstige Christen, 38 Juden
28.244 (1933), davon 26.348 Evangelische, 1.337 Katholiken,   6 sonstige Christen, 44 Juden
27.654 (1939), davon 24.427 Evangelische, 2.004 Katholiken, 95 sonstige Christen, 17 Juden

Die Reichstagswahlen vom
im Stadtkreis Quedlinburg
5. 3. 1933
Wahlbeteiligung92,9 %
Abgegebene gültige Stimmen insgesamt 17.111
NSDAP 9.602
SPD 3.715
KPD 1.692
Zentrum 252
DNVP (Kampffront Schwarz-weiß-rot) 1.495
DVP - Deutsche Volkspartei 201
Christlich-sozialer Volksdienst 29
Deutsche Bauernpartei 1
Deutsch-Hannoversche Partei 0
DDP (Deutsche Staatspartei) 121
Andere Parteien 3


b) Landkreis Quedlinburg

Einwohner Landkreis Quedlinburg
72.966 (1910), davon 67.442 Evangelische, 5.107 Katholiken
47.844 (1925), davon 43.673 Evangelische, 3.605 Katholiken,   45 sonstige Christen, 45 Juden
46.540 (1933), davon 42.367 Evangelische, 2.981 Katholiken,   18 sonstige Christen, 30 Juden
46.578 (1939), davon 41.673 Evangelische, 3.404 Katholiken, 118 sonstige Christen, 12 Juden

Die Reichstagswahlen vom
im Landkreis Quedlinburg
5. 3. 1933
Wahlbeteiligung92,7 %
Abgegebene gültige Stimmen insgesamt 28.841
NSDAP 13.859
SPD 7.783
KPD 3.999
Zentrum 637
DNVP (Kampffront Schwarz-weiß-rot) 2.262
DVP - Deutsche Volkspartei 170
Christlich-sozialer Volksdienst 43
Deutsche Bauernpartei 17
Deutsch-Hannoversche Partei 4
DDP (Deutsche Staatspartei) 60
Andere Parteien 7


Die Gemeinden des Landkreises Quedlinburg:
(Stand von 1939 durchnummeriert)

1. Cochstedt, Stadt:
1.960 Einwohner (1875)
2.193 Einwohner (1880)
2.030 Einwohner (1933)
1.912 Einwohner (1939)

2. Ditfurt:
(1894 Kreis Aschersleben, Amtsgericht Quedlinburg, Post Ditfurt;
Besonderheiten 1894: Bahnhof der Linie Wegeleben-Thale der Preußischen Staatsbahn, evangelische Pfarrkirche, Ziegelbrennerei, Kalkbrennerei, Saftfabrik, Reifenschneiderei, starker Ackerbau)
2.077 Einwohner (1875)
2.130 Einwohner (1880)
2.182 Einwohner (1890)
2.360 Einwohner (1933)
2.279 Einwohner (1939)

3. Friedrichsaue:
326 Einwohner (1933)
312 Einwohner (1939)

4. Friedrichsbrunn:
680 Einwohner (1933)
751 Einwohner (1939)

5. Gatersleben:
2.408 Einwohner (1933)
2.586 Einwohner (1939)

6. Groß Schierstedt:
846 Einwohner (1933)
885 Einwohner (1939)

7. Hausneindorf:
1.008 Einwohner (1933)
1.001 Einwohner (1939)

8. Hedersleben:
2.147 Einwohner (1875)
2.123 Einwohner (1933)
2.274 Einwohner (1880)
2.073 Einwohner (1939)

9. Königsaue:
1.213 Einwohner (1933)
1.219 Einwohner (1939)

10. Nachterstedt:
1.778 Einwohner (1933)
1.977 Einwohner (1939)

11. Neinstedt:
2.656 Einwohner (1933)
2.799 Einwohner (1939)

12. Preußisch Börnecke:
2.891 Einwohner (1933)
2.490 Einwohner (1939)

13. Schadeleben:
943 Einwohner (1933)
885 Einwohner (1939)

14. Schneidlingen:
1.674 Einwohner (1933)
1.544 Einwohner (1939)

15. Stecklenberg:
574 Einwohner (1933)
608 Einwohner (1939)

16. Suderode, Bad:
2.002 Einwohner (1933)
2.235 Einwohner (1939)

17. Thale (= Thale am Harz), Stadt:
(1894 Kreis Aschersleben, Amtsgericht Quedlinburg, Post Thale;
Besonderheiten 1894: Bahnhof der Linie Wegeleben-Thale der Preußischen Staatsbahn, Oberförsterei, evangelische Pfarrkirche, Zementfabrik, Mühlen, Bierbrauerei, Steinhauerei, Eisenhüttenwerk Blechhütte; zu Thale gehören das Hubertusbad mit jod- und bromhaltiger Kochsalzquelle am Eingang in das Bodetal, die Gasthäuser Waldkater im Tal und Georgshöhe auf dem Harz, desgleichen die Blödenanstalt Kreuzhilfe und die Anstalt für Epileptiker Gnadenthal, Filialen der Anstalten in Neinstedt; zum Forstbezirk Thale gehören die Aussichtspunkt (Gasthäuser) Hexentanzplatz und Roßtrappe auf dem Harz, zu beiden Seiten des Bodetales)
  3.311 Einwohner (1875)
  3.683 Einwohner (1880)
  6.292 Einwohner (1890)
13.545 Einwohner (1925), davon 11.912 Evangelische, 1.418 Katholiken,   8 sonstige Christen, 32 Juden
13.557 Einwohner (1933), davon 11.392 Evangelische, 1.400 Katholiken,   1 sonstige Christen, 21 Juden
13.520 Einwohner (1939), davon 11.209 Evangelische, 1.375 Katholiken, 67 sonstige Christen, 11 Juden

18. Warnstedt:
746 Einwohner (1933)
766 Einwohner (1939)

19. Weddersleben:
1.474 Einwohner (1933)
1.425 Einwohner (1939)

20. Wedderstedt:
513 Einwohner (1933)
548 Einwohner (1939)

21. Westdorf:
621 Einwohner (1933)
674 Einwohner (1939)

22. Westerhausen:
2.190 Einwohner (1875)
2.256 Einwohner (1880)
2.383 Einwohner (1933)
2.403 Einwohner (1939)

23. Wilsleben:
716 Einwohner (1933)
686 Einwohner (1939)

24. Winningen:
1.018 Einwohner (1933)
1.008 Einwohner (1939)



Quellen:

Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs. Ein geographisch-statistisches Nachschlagebuch für deutsche Landeskunde. Dritte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage von Wilhelm Keil. Leipzig, 1894.

Statistik des Deutschen Reichs. Alte Folge, Band 57: Die Volkszählung im Deutschen Reich am 1. Dez. 1880. Berlin, 1883.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 240: Die Volkszählung im Deutschen Reiche am 1. 12. 1910. Berlin, 1915.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 401: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1925. Heft 1: Die Bevölkerung im Deutschen Reich nach den Ergebnissen der Volkszählung 1925. Teil I: Einführung in die Volkszählung 1925. Tabellenwerk. Berlin, 1928.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 434: Die Wahlen zum Reichstag am 31. Juli und 6. November 1932 und am 5. März 1933 (Sechste bis achte Wahlperiode). Berlin, 1935.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Berlin, 1939.
Teil I: Altreich und Land Österreich.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 451: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1933. Heft 3: Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Religionszugehörigkeit. Berlin, 1936.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 550: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Berlin, 1940.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 552: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939.
Heft 3: Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Religionszugehörigkeit. Berlin, 1942.
Heft 4: Die Juden und jüdischen Mischlinge im Deutschen Reich. Berlin, 1944.


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