| Stadtkreis Wuppertal (1929 Zusammenlegung der Städte Barmen, Elberfeld, Kronenberg und Vohwinkel zur Stadt Barmen-Elberfeld, 1930 Umbenennung in Wuppertal)
1. Barmen 2. Elberfeld 3. Kronenberg (Cronenberg) 4. Vohwinkel 5. Wuppertal
Zugehörigkeit staatlich: bis 1945 Preußen, Rheinprovinz, Regierungsbezirk Düsseldorf 1945 britische Besatzungszone 1946 Land Nordrhein-Westfalen 1949 Bundesland Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Düsseldorf Zuständ. Justiz (1894): 1) Amtsgericht Barmen, Landgericht Elberfeld, Oberlandesgericht Köln 2) Amtsgericht Elberfeld, Landgericht Elberfeld, Oberlandesgericht Köln Zuständ. Justiz (1942): Amtsgericht Wuppertal, Landgericht Wuppertal, Oberlandesgericht Düsseldorf Zuständ. Finanzamt (1927): 1) Finanzamt Barmen, Landesfinanzamt Düsseldorf 2) Finanzamt Elberfeld, Landesfinanzamt Düsseldorf 3) Finanzamt Vohwinkel, Landesfinanzamt Düsseldorf Zuständ. Gau 1933-1945: Düsseldorf Zuständ. Militärdienst (1885): VII. Armeekorps Zugehörigkeit ev. Kirche: Evangelische Kirche der altpreußischen Union, Kirchenprovinz Rheinland Zugehörigkeit kath. Kirche: Bistum Köln
1. Barmen (1927 Kreis, Amtsgericht, Post und Finanzamt Barmen)
Stadtbeschreibung Barmen nach Neumann 1894: Stadtkreis, 6 Bahnhöfe an den Linien Düsseldorf-Schwelm und Düsseldorf-Derendorf-Loh der Preußischen Staatsbahn; Bahnhöfe Unter-Barmen, Barmen und Barmen-Rittershausen an der Linie Aachen-Düsseldorf-Holzminden, bei letzterer Abzweigung nach Wipperfürth; Stationen Unter-, Mittel- und Ober-Barmen an der Linie Düsseldorf-Dortmund der Preußischen Staatsbahn; Reichsbankstelle, Bankverein, Spar- und Darlehensverein, Volksbank, Amtsgericht nebst Kammer für Handelssachen (diese für die Amtsgerichtsbezirke Barmen, Lennep, Remscheid und Wermelskirchen), Handelskammer, 9 evangelische Pfarrkirchen (in Gemarke, Unter-Barmen, Wichlinghausen und Wupperfeld), 2 katholische Pfarrkirchen, Gymnasium, Realgymnasium, Oberrealschule in Barmen-Wupperfeld, Gewerbeschule, rheinische Missionsstation mit Seminar und ethnographischer Sammlung, Theater, naturhistorisches Museum, Gemäldesammlung, Krankenhaus, Verein für Kunst und Gewerbe, Verein für Technik und Industrie. Barmen besteht aus den drei Hauptteilen Ober-Barmen, Mittel-Barmen (Gemarke) und Unter-Barmen. Ober-Barmen besteht aus den ehemaligen Gemeinden Ritterhausen, Heckinghausen, Wichlinghausen und Wupperfeld und ist ein Hauptsitz der Industrie im Reich. Von besonderer Wichtigkeit ist die Fabrikation von Bändern, Kordeln und Litzen aus Seide, Wolle, Baumwolle, Leinen und Gummi. Sodann gibt es Fabriken in Manufakturwaren, Spitzen, Zanella, Garn, Leinen, Wachstuch, Schnürriemen, Watte, Korsetten, Hutkappen, Chemikalien (verschiedene Farben, Analinpräparate etc.), in Stoff-, Horn- und Metallknöpfen, Zündhütchen, Seife und Lichten, Lackier- und Gummi-, Eisen- u. Stahl-, Blecht-, Draht- und Metallwaren, Pianofortes, Spritzen, Wagengarnituren, Briefumschlägen, Mineralwasser, Eis, Glycerin, Firnis etc. Es bestehen ferner zahlreiche Färbereien und Zeugdruckereien, darunter Türkischrotfärbereien, ansehnliche Garnbleichen, Eisengießereien und Maschinenfabriken, Gerbereien, große Eisen-, Stahl-, Garn- und Farbstoffhandlungen, Bierbrauereien, lithographische Anstalten etc. Die gesamte Industrie von Barmen beschäftigt über 28-30.000 Arbeiter, und ihre jährlichen Erzeugnisse haben einen Wert von weit über 120 Millionen Mark. Der Handel erstreckt sich, wie der von Elberfeld, bis in die entferntesten Gegenden der Erde; nach Nordamerika werden besonders Kordeln, Litzen, Bänder, Halbwollwaren, Wolltuche etc. ausgeführt. Mit Elberfeld bildet Barmen einen zusammenhängenden Wohnplatz von 242.043 Einwohnern. An dem südlich von Barmen gelegenen Höhenzuge schöne Anlagen in einer Ausdehnung von etwa 100 ha. Geschichte: Barmen entwickelte sich zur Stadt (Gemarke) erst seit 1706. Die erste Bleiche legte Wichelhaus 1450 an; das Privilegium für Garnbleichen in Barmen und Elberfeld datiert von 1527, und die Zunft Garnnahrung bestand bis 1810; die Fabrikation von Bettbezügen wurde 1750, die der Baumwollzeuge 1763, der Spitzen 1770 und der Seidenwaren 1775 eingeführt.
Besonderheiten nach dem Ortsbuch 1927: Amtsgericht, Finanzamt, Schupo, Gymnasium, Realgymnasium, Realschule, 3 Lyzeen, Reichsbankstelle, Zollamt Barmen-Stadt.
Einwohner Stadt Barmen: 95.941 (1880) 103.068 (1885) 116.144 (1890), davon 94.426 Evangelische, 19.312 Katholiken, 416 Juden 141.944 (1900), davon 114.095 Evangelische, 24.292 Katholiken 169.214 (1910), davon 134.330 Evangelische, 29.224 Katholiken 187.099 (1925), davon 145.760 Evangelische, 30.747 Katholiken, 286 sonstige Christen, 721 Juden
2. Elberfeld (1927 Kreis, Amtsgericht, Post und Finanzamt Elberfeld)
Einwohner Stadt Elberfeld: 93.538 (1880) 106.499 (1885) 125.899 (1890), davon 91.025 Evangelische, 32.163 Katholiken, 1.378 Juden 156.966 (1900), davon 113.201 Evangelische, 40.022 Katholiken 170.195 (1910), davon 120.613 Evangelische, 43.553 Katholiken 167.577 (1925), davon 115.883 Evangelische, 41.854 Katholiken, 287 sonstige Christen, 2.335 Juden
Stadtbeschreibung Elberfeld nach Neumann 1894: Stadtkreis; 7 Bahnhöfe (Hauptbahnhof Döppersberg, ferner Mirke, Ottenbruch, Steinbeck, Zoologischer Garten, Sonnborn und Varresbeck) der Linien Düsseldorf-Schwelm und Düsseldorf-Schwelm-Loh der Preußischen Staatsbahn, Reichsbankstelle, Bergisch-Märkische Bank, Elberfelder Bankverein, Elberfelder Gewerbebank, Elberfelder Handelsgesellschaft, Landgericht nebst Kammer für Handelssachen (für die Amtsgerichtsbezirke Elberfeld, Langenberg, Mettmann und Solingen), Schwur- und Amtsgericht, königliche Eisenbahndirektion, Handelskammer, Hauptsteueramt, Konsulate für Kolumbien, Frankreich, San Salvador u. die USA; Vaterländische Feuer-, Lebens-, Hagel- und Transport-Versicherungsgesellschaft; 5 evangelische und 1 katholische Kirche, Synagoge, evangelisches Gymnasium, Realgymnasium, Oberrealschule, Taubstummenanstalt, Rettungsanstalt, Theater, Waisenhaus, Irrenhaus, Armenhaus, mehrere Krankenhäuser und Hospitäler, Bergische Bibelgesellschaft, Bergischer Geschichtsverein; breite Straßen und schöne Häuser in den neuen Stadtteilen, schöne Wallstraße, Rathaus, Neuer Markt, Königsplatz etc. Industrie: Elberfeld ist ein Hauptsitz der Manufakturwarenfabrikation; fabriziert werden Kleider-, Westen-, Möbel-, Wagen- und Schuhstoffe, Tücher, Shawls, Tischdecken u. a. aus Seide, Halbseide, Wolle, Baumwolle und Leinen (jährlich Webwaren im Wert von 120 Millionen Mark); bedeutend sind ferner die Fabrikation von Bändern, Litzen und Kordeln, Zanella; Färbereien (Türkischrotfärbereien die wichtigsten in Deutschland), Appreturen, Kattundruckerei, chemische Fabriken (Säuren, Anilin, Alizarin); sodann sind vorhanden Fabriken für Tapeten, Wagen, Leder, Posamentier- und Gummiwaren, musikalische und physikalische Instrumente, Knöpfe, Eisengarn, Papier, Regen- und Sonnenschirme, Strohhütte, Seife, Stearinlichte, Watte, Kunstwolle, Briefumschläge, Glas, Zigarren, Eisen- und Stahlwaren, Gasbeleuchtungsgegenstände, Essig etc.; Eisengießereien, Maschinenfabriken, Konditionierung (Trocknung) von Rohseide (mit Barmen 1892: 433.424 kg), Drahtweberei, Dampfmühlen, starke Bierbrauerei, Ziegelbrennerei, Branntweinbrennerei, lithographische Anstalten, viele Schlosser, Bild- und Steinhauer; Seiden-, Garn-, Farbstoff-, Eisen- und Stahlwarenhandlungen, viele Agentur- und Kommissionsgeschäfte, Elektrizitätswerk, sehr lebhafter Handel. Die eigentliche Stadt zählt nur 87.000 Einwohner; unter den besonders benannten Wohnplätzen im Weichbild sind Arrenberg, Hahnerberg, Mirke, Nützenberg, Steinbeck und Wüstenhof. Der schönste Punkt in der Umgegend ist die Diemelshöhe auf der Haardt im Norden von der Wupper und am oberen Ende der Stadt (Rundschauturm auf der Elisenhöhe, Denkmal des Heiligen Suitbertus (gest. 713), nicht weit davon der Rundschauturm des Kriegerdenkmals. Geschichte: Elberfeld ist eine Stadt verhältnismäßig neueren Ursprungs, verdankt seinen Aufschwung den Protestantenverfolgungen in Köln, Belgien, Frankreich etc. und erhielt 1610 Stadtrechte. Die Zunft "Garnnahrung" datiert von 1527; 1740 wurde die Siamoisen- (Kattunart) u. Bettzeug-, 1775 die Seidenfabrikation, 1784 die Türkischrotfärberei, 1807 die Manchesterweberei, 1826 die Kattundruckerei eingeführt.
Besonderheiten nach dem Ortsbuch 1927: Amtsgericht, Landgericht, Finanzamt, Polizeipräsidium Elberfeld-Barmen, Reichsbahndirektion, Eisenbahnbetriebsamt 1 und 2, Maschinenamt, Verkehrsamt, Schupo, Gymnasium, 3 Realgymnasien, 2 Oberrealschulen, 3 Lyzeen, Reichsbankstelle, Hauptzollamt, Zollamt, Industrie- und Handelskammer.
3. Kronenberg (Cronenberg) (1927 Kreis Mettmann, Amtsgericht Elberfeld, Post Cronenberg, Finanzamt Vohwinkel)
Einwohner: 8.214 (1880) 14.051 (1925), davon 11.953 Evangelische, 1.808 Katholiken, 22 sonstige Christen, 2 Juden
4. Vohwinkel (1927 Kreis Mettman, Amtsgericht Elberfeld, Post Cronenberg, Finanzamt Vohwinkel)
Besonderheiten nach dem Ortsbuch 1927 Finanzamt, Landratsamt des Kreises Mettmann, Realgymnasium, Realschule, Lyzeum, Zollamt Bahnhof.
Einwohner: 16.093 (1925), davon 10.163 Evangelische, 5.061 Katholiken, 197 sonstige Christen, 31 Juden
5. Wuppertal (1929-1930 Barmen-Elberfeld)
Einwohner Stadtkreis Wuppertal 408.602 (1933), davon 286.271 Evangelische, 83.099 Katholiken, 74 sonstige Christen, 2.471 Juden 399.718 (1939), davon 269.291 Evangelische, 81.735 Katholiken, 2.287 sonstige Christen, 1.059 Juden 363.224 (1950) 420.500 (1960), davon 56.100 Vertriebene 414.700 (1969) 393.800 (1980) 382.800 (1990)
Die Reichstagswahlen vom im Stadtkreis Wuppertal | 5. 3. 1933 | Wahlbeteiligung | 91,6 % | Abgegebene gültige Stimmen insgesamt | 278.738 | NSDAP | 127.139 | SPD | 37.867 | KPD | 55.713 | Zentrum | 26.882 | DNVP (Kampffront Schwarz-weiß-rot) | 21.460 | DVP - Deutsche Volkspartei | 3.199 | Christlich-sozialer Volksdienst | 4.900 | Deutsche Bauernpartei | 27 | Deutsch-Hannoversche Partei | - | DDP (Deutsche Staatspartei) | 1.490 | Andere Parteien | 61 |
VIPs: Heydt, August Freiherr von der (MdR) Hinkler, Paul Georg Otto (Polizeipräsident)
Quellen:
Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs. Ein geographisch-statistisches Nachschlagebuch für deutsche Landeskunde. Dritte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage von Wilhelm Keil. Leipzig, 1894.
Statistik des Deutschen Reichs. Alte Folge, Band 57: Die Volkszählung im Deutschen Reich am 1. Dez. 1880. Berlin, 1883. Statistik des Deutschen Reichs. Band 150: Die Volkszählung am 1. Dez. 1900 im Deutschen Reich. Berlin, 1903. Statistik des Deutschen Reichs. Band 240: Die Volkszählung im Deutschen Reich am 1. 12. 1910. Berlin, 1915. Statistik des Deutschen Reichs. Band 401: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1925. Heft 1: Die Bevölkerung im Deutschen Reich nach den Ergebnissen der Volkszählung 1925. Teil I: Einführung in die Volkszählung 1925. Tabellenwerk. Berlin, 1928. Statistik des Deutschen Reichs. Band 434: Die Wahlen zum Reichstag am 31. Juli und 6. November 1932 und am 5. März 1933 (Sechste bis achte Wahlperiode). Berlin, 1935. Statistik des Deutschen Reichs. Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Berlin, 1939. Teil I: Altreich und Land Österreich. Statistik des Deutschen Reichs. Band 451: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1933. Heft 3: Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Religionszugehörigkeit. Berlin, 1936. Statistik des Deutschen Reichs. Band 550: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Berlin, 1940. Statistik des Deutschen Reichs. Band 552: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939. Heft 3: Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Religionszugehörigkeit. Berlin, 1942. Heft 4: Die Juden und jüdischen Mischlinge im Deutschen Reich. Berlin, 1944.
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1952. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1952.
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1961. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1961.
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1971. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1971.
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1981. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1981.
Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1992. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1992.
Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871 - 1990 © 2006 by Dr. Michael Rademacher M.A.
|
|