








 | Reichsland Elsaß-Lothringen 1871 - 1919
1. Oberpräsidenten und Statthalter 2. Konfessionen 3. Bevölkerung 4. Wahlen 5. Verwaltungsstruktur 6. Landesbeschreibung 1894 Quellen und Literatur
1. Oberpräsidenten und Statthalter
Oberpräsident: 1871 - 1879 Eduard von Möller (Online-Kurzbiographie)
Statthalter: 1879 - 1885 Edwin Freiherr von Manteuffel (Online-Kurzbiographie) 1885 - 1894 Chlodwig Fürst zu Hohenlohe-Schillingsfürst (Online-Kurzbiographie) 1894 - 1907 Hermann Fürst zu Hohenlohe-Langenburg (Online-Kurzbiographie) 1908 - 1914 Karl Graf von Wedel (Online-Kurzbiographie) 1914 - 1918 Johann Dallwitz (Online-Kurzbiographie) Okt. - 11. Nov. 1918 Rudolf Schwander (Online-Kurzbiographie)
2. Konfessionen
Katholische Bischöfe: Metz: (1900) Fleck, 1901 - (1911) Willibrod Benzler Straßburg: (1900 - 1911) Dr. Fritzen
Evangelische Kirche: (1900) Reformierte Konsistorien in Bischweiler, Markirch, Metz, Mülhausen und Straßburg
Juden: (1900) Konsistorien des israelitischen Kultus in Colmar, Metz und Straßburg
3. Bevölkerung
Einwohnerzahl: 1.549.587 (1871), davon 270.251 Evangelische, 1.235.706 Katholiken, 2.132 sonstige Christen, 40.918 Juden 1.531.804 (1875) 1.566.670 (1880) 1.603.506 (1890), davon 337.476 Evangelische, 1.227.225 Katholiken, 3.757 sonstige Christen, 34.645 Juden 1.719.470 (1900), davon 372.078 Evangelische, 1.310.450 Katholiken, 4.416 sonstige Christen, 32.264 Juden 1.814.564 (1905) 1.874.014 (1910)
Muttersprache (1900) a) Deutsch: 1.492.347 (86,8 %) b) Eine andere Sprache: 219.638 (12,8 %) Französisch: 198.318 (11,5 %) Italienisch: 18.750 (1,1 %) Polnisch: 1.410 (0,1 %) c) Deutsch und eine andere Sprache: 7.485 (0,4 %)
Von 1000 Einwohnern waren 1910: Evangelisch: 217,8 Katholisch: 762,2 Andere Christen: 2,1 Israeliten: 16,3 Ohne Angabe: 1,2
4. Wahlen
Die Reichstagswahlen von im Reichsland Elsaß-Lothringen | 1907 | 1912 | Reichspartei | 2,7 % | 2,1 % | Freisinnige Vereinigung | 6,4 % | - | Deutsche Volkspartei | 4,3 % | - | Fortschrittliche Volkspartei | - | 14,0 % | Zentrum | 31,1 % | 5,4 % | SPD | 23,7 % | 31,8 % | Elsaß-Lothringer | 30,2 % | - | Unabhängige Lothringer Liberale | - | 46,5 % | Unbestimmt | 1,5 % | - | Zersplittert | 0,1 % | 0,2 % | Anm.: Der Wähler hatte die Möglichkeit, eine Partei oder eine Person zu wählen, die nicht auf dem Stimmzettel verzeichnet war (Partei: unbestimmte Stimme; Person: zersplitterte Stimme)
5. Verwaltungsstruktur:
1. Bezirk Unterelsaß
2. Bezirk Oberelsaß
3. Bezirk Lothringen
6. Landesbeschreibung 1894: "Elsaß-Lothringen, Reichsland (14,509 qkm = 263,51 QM.), 1.603.506 (1866: 1.597.219) Einwohner, davon 337.476 Evang., 1.227.225 Kath., 3.757 Sektierer, 34.645 Juden etc. (111 Ew. auf 1 qkm), ward aus den Landesteilen gebildet, die Frankreich im Frieden zu Frankfurt a. Main (10. Mai 1871) an Deutschland abtrat, und steht unmittelbar unter dem Kaiser. Innerhalb der Grenzen des Landes befindet sich ein großer Teil der Oberrheinischen Tiefebene, in welcher der Rhein E. von Baden trennt. Sodann gehören hierher außer einem kleinen Stück von Jura im S. der größere Teil der Vogesen mit seinem höchsten Punkte, dem Sulzer Belchen (1423 m), und ein ausgedehntes Gebiet von dem lothringischen Hügelland, das die Saar, aber noch mehr die Mosel in tiefer Thalfurche durchzieht. Die Hauptflüsse sind: der Rhein, die Ill, die Mosel und die Saar; der Rhein an der Grenze gegen Baden, die Ill in der Oberrheinischen Tiefebene als eigentlicher Hauptfluß vom Elsaß mit zahlreichen Zuflüssen aus den Vogesen (Doller, Thur, Fecht, Breusch etc.), die Saar in der Mitte des nördlichen Teils, die Mosel ganz im NW. Nennenswert sind außerdem noch die Moder und Lauter, die zum Rhein, die Blies und Nied, die zur Saar, die Seille und Orne, die zur Mosel gehen, diese alle, mit Ausnahme der Moder, aber nur mit größern oder kleinern Strecken hierher gehörend. Von großer Wichtigkeit sind die Kanäle, von denen der Rhein-Rhone- und der Rhein-Marnekanal von der Ill bei Straßburg aus weite Gebiete des Landes durchziehen und alsdann nach Frankreich übergehen; mit letzterm verbindet sich noch der Saarkanal in einer teichreichen Gegend von Lothringen. Zahlreich sind die Kanäle, die mit ersterm in Verbindung stehen (Kanal von Hüningen, von Neu-Breisach, von Kolmar, der Breusch-, der Ill-Rheinkanal). Der Boden ist in der Tiefebene und in den Hügellandschaften meist von großer Fruchtbarkeit, obgleich in ersterer sumpfige, sandige und trockne Striche selbst in großer Ausdehnung vorkommen. Auf dem Lehm der Tiefebene werden Tabak, Hopfen, Hanf etc., in der Hügelregion längs der Vogesen sehr viel Wein (am meisten zwischen Rappoltsweiler und Straßburg), ebenso der Mosel, Obst außerdem in allen günstigen Lagen gebaut. Die Waldungen sind in den Vogesen (Wölfe in Lothringen) sowie in den sandigen und kiesigen Gegenden der Rheinebene sehr ausgebreitet. Von der Gesamtfläche entfallen 47,4 Proz. auf die Äcker und Gärten, 2,2 auf die Weinberge, 12,1 auf die Wiesen, 2,1 auf die Weiden, 33,6 Proz. auf die Holzungen. Der Bergbau ist im eigentlichen Elsaß sehr gering, dagegen in Lothringen nicht unerheblich und zwar in der Gegend von Forbach im Anschluß an das Saarkohlengebiet in der Rheinprovinz auf Steinkohlen und ganz im NW., im Kreis Diedenhofen, im Anschluß an die große Eisenerzlagerstätte in Luxemburg auf Eisen (1891 im Land 845.660 Ton. Steinkohlen, 3.125.609 T. Eisenerze); außerdem wird in nennenswerter Menge noch Kochsalz in den Salinen Lothringens gewonnen (1891: 48.031 T.). Nach der Viehzählung von 1892 gab es 137.342 Pferde, 486.951 Stück Rindvieh, 97.293 Schafe, 370.277 Schweine und 62.055 Ziegen. Nach der Gewerbezählung von 1882 waren 121.216 Hauptbetriebe mit 275.955 in denselben beschäftigten Personen vorhanden, darunter 13.097 Personen im Bergbau, Hütten- und Salinenwesen (vorzugsweise in Lothringen), 14.592 in der Industrie der Steine und Erden, 15.478 in der Fabrikation von Maschinen, Werkzeugen, Instrumenten und Apparaten, 71.374 in der Textilindustrie (vorwiegend im Oberelsaß, wo Mülhausen und die Thäler der Vogesen ein Hauptsitz der Baumwollindustrie im Deutschen Reich sind), 16.954 in der Industrie der Holz- und Schnitzstoffe, 16.057 in der Industrie der Nahrungs- und Genußmittel, 37.593 bei der Bekleidung und Reinigung, 18.626 in den Baugewerben, 27.392 in den Handelsgewerben. Die Verfassung des Deutschen Reichs ward mit dem 1. Jan. 1874 in E. eingeführt. Nach Gesetz vom 4. Juli 1879 steht ein Statthalter an der Spitze des Landes, und dessen Verwaltung leitet ein Ministerium (in Abteilungen für Inneres, für Justiz und Kultus, für die Finanzen und Domänen und für Gewerbe, Landwirtschaft und öffentliche Arbeiten) unter einem Staatssekretär. Es bestehen ferner ein Staatsrat mit 15 bis 19 Mitgliedern unter Präsidium des Statthalters und ein Landesausschuß (aus 58 Mitgliedern) mit dem Recht, Gesetze vorzuschlagen. Für die innere Verwaltung zerfällt das Land in 3 Bezirke: Oberelsaß mit 6, Unterelsaß mit 8 und Lothringen mit 8 Kreisen; 2 Kreise sind Stadtkreise (Straßburg und Metz); die Kreise gliedern sich wieder in Kantone. Für die Justiz bestehen unter dem Oberlandesgericht zu Kolmar 6 Landgerichte (zu Kolmar, Metz, Mülhausen, Saargemünd, Straßburg und Zabern) und 73 Amtsgerichte. Der ordentliche Haushaltsetat für 1892/93 ergab an Einnahmen 50.717.080 Mk.; unter den Einnahmen sind: Justiz und Kultus 284.370, Inneres 834.552, Unterricht 1.408.700, Forstverwaltung 5.626.000, Tabaksmanufaktur in Straßburg 120.000, Zölle, indirekte Steuern 11.503.600, allgemeine Einnahmen 3.016.364, direkte Steuern 11.503.600, allgemeine Einnahmen 3.016.364 Mk. Die Ausgaben betragen 47.415.315 Mk., darunter 2.366.629 Mark an einmaligen Ausgaben. Es kommen davon auf die Statthalterschaft 332.450, Ministerium 910.270, Unterricht, Wissenschaft und Kunst 5.386.300 (und 880.850 Mk. einmal. Ausg.), Verwaltung des Innern 6.233.769 (und 738.600 Mk. einmal. Ausg.), Verwaltung der Finanzen, Landwirtschaft u. Domänen 25.624.192 Mk. (und 220.200 Mk. einmal. Ausg.). Der außerordentliche Haushaltsplan weist eine Einnahme von 132.000 und eine Ausgabe von 3.433.765 Mk. auf, unter der letztern für Inneres 2.042.065 für Finanzen, Landwirtschaft und Domänen 1.391.700 Mk. Die Staatsschuld, in 3 Proz. Rente bestehend, belief sich Ende 1891-92 auf 765.609 Mk. In E. stehen das 15. u. 16. Armeekorps, sowie eine bayrische Infanterie- u. eine Kavalleriebrigade und eine bayrische Besatzungsbrigade; das Kontingent des Landes selbst wird unter die Armeekorps des Reichs verteilt. Hauptstadt ist Straßburg." (Quelle: Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs. Ein geographisch-statistisches Nachschlagebuch für deutsche Landeskunde. Dritte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage von Wilhelm Keil. Leipzig, 1894.)
Quellen:
Gothaischer Genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch. Hundertzweiunddreißigster Jahrgang 1895. Gotha, 1895.
Gothaischer Genealogischer Hofkalender nebst diplomatisch-statistischem Jahrbuch. Hundertachtundvierzigster Jahrgang 1911. Gotha, 1911.
Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815-1945. Herausgegeben von Walther Hubatsch. Band 22: Bundes- und Reichsbehörden. Marburg/Lahn, 1983.
Vierteljahreshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1873. Band II, Heft II, Abtheilung 1: Die Volkszählung im Deutschen Reiche vom 1. Dezember 1871. Berlin, 1873. Statistik des Deutschen Reichs. Alte Folge, Band 57: Die Volkszählung im Deutschen Reich am 1. Dezember 1880. Berlin, 1883. Statistik des Deutschen Reichs. Neue Folge, Band 68: Die Volkszählung am 1. Dezember 1890 im Deutschen Reich. Berlin, 1894. Statistik des Deutschen Reichs. Band 150: Die Volkszählung am 1. Dezember 1900 im Deutschen Reich. Berlin, 1903. Statistik des Deutschen Reichs. Band 240: Die Volkszählung im Deutschen Reiche am 1. 12. 1910. Berlin, 1915.
Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871 - 1990 © 2006 by Dr. Michael Rademacher M.A.
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