Stadtkreis Witten
(Stadtkreis von 1899 bis 31. 12. 1974, vorher zum Landkreis Bochum;
1. 1. 1974 Eingemeindung in den Ennepe-Ruhr-Kreis)

Zugehörigkeit staatlich:
bis 1945 Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg
1945 britische Besatzungszone
1946 Land Nordrhein-Westfalen
1949 Bundesland Nordrhein-Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg
Zuständ. Justiz (1894): Amtsgericht Witten, Landgericht Hagen, Oberlandesgericht Hamm
Zuständ. Finanzamt (1927): Finanzamt Witten, Landesfinanzamt Münster
Zuständ. Gau 1933-1945: Westfalen-Süd
Zuständ. Militärdienst (1885): VII. Armeekorps
Zugehörigkeit ev. Kirche (1969): Evangelische Kirche der altpreußischen Union, Kirchenprovinz Westfalen
Zugehörigkeit kath. Kirche (1969): Bistum Paderborn


Oberbürgermeister:
1899 - 1911 Dr. Gustav Haarmann
1911 - 1933 Otto Laue
1933 - 1945 Dr. Erich Zintgraff

Stadtbeschreibung Witten nach Neumann 1894:
Stadt im Landkreis Bochum, zuständiges Amtsgericht in Bochum, Bahnhof der Linien Steele-Witten, Witten-Dortmund, Hagen-Witten und Langendreer-Löttringhausen der Preußischen Staatsbahn; Amtsgericht, Reichsbanknebenstelle, Bergrevier, evangelische und katholische Pfarrkirche, Synagoge, öffentliches Schlachthaus, Realgymnasium; bedeutende Industrie: Eisenbahnwerkstätten, große Gussstahl- und Waffenfabrik, Eisengießereien und Maschinenfabriken, Puddlings- und Walzwerke; Fabriken für Eisenwaren, Stahlwaren und Blechwaren, Ofenrohre, Drahtseile, Dampfkessel, Glas (eine zu Krengeldanz), feuerfeste Steine etc.; 2 Dampfmühlen (Dauermehl), Steinbrüche, Kalksteinbrüche, großer Steinkohlenbergbau in der Umgebung: Zechen Franziska Tiefbau, Helene, Walfisch etc.

Besonderheiten nach dem Ortsbuch 1927
Amtsgericht, Finanzamt, Polizeiamt, Schupo, Realgymnasium, Realschule, Lyzeum, Reichsbanknebenstelle.

Einwohner Stadt bzw. Stadtkreis Witten
21.554 (1880), davon 15.106 Evangelische,   6.032 Katholiken, 378 Juden
26.310 (1890), davon 18.485 Evangelische,   7.408 Katholiken, 355 Juden
33.517 (1900), davon 23.106 Evangelische,   9.791 Katholiken
37.450 (1910), davon 22.089 Evangelische, 12.026 Katholiken
45.295 (1925), davon 30.092 Evangelische, 12.903 Katholiken, 190 sonstige Christen, 311 Juden
72.580 (1933), davon 49.224 Evangelische, 18.141 Katholiken,   96 sonstige Christen, 297 Juden
73.548 (1939), davon 47.832 Evangelische, 18.417 Katholiken, 514 sonstige Christen,   92 Juden
76.312 (1950)
96.200 (1960), davon 18.100 Vertriebene
97.800 (1969)

Bewegung der Bevölkerung/Kindersterblichkeit
im Stadtkreis Witten
  1924
Eheschließungen296
Geborene einschl. Totgeborene907
Gestorbene einschl. Totgeborene612
Totgeborene43
Im 1. Lebensjahr Gestorbene95

Kath. Dekanat Witten 1940
Gesamtbevölkerung: 86.400
Zahl der Nichtkatholiken: 66.200 (76,6 %)
Zahl der Katholiken: 20.200 (23,4 %)
davon sind der Osterpflicht nachgekommen: 9.983 (49,4 %)
Austritte aus der katholischen Kirche: 155
Übertritte zur katholischen Kirche: 19 (davon 17 evangelische)
Rücktritte zur katholischen Kirche: 9

Die Reichstagswahlen vom
im Stadtkreis Witten
5. 3. 1933
Wahlbeteiligung93,2 %
Abgegebene gültige Stimmen insgesamt48.068
NSDAP16.243
SPD13.118
KPD7.481
Zentrum6.156
DNVP (Kampffront Schwarz-weiß-rot)3.508
DVP - Deutsche Volkspartei795
Christlich-sozialer Volksdienst536
Deutsche Bauernpartei8
Deutsch-Hannoversche Partei0
DDP (Deutsche Staatspartei)223
Andere Parteien0


Erwerbstätigkeit und Altersstruktur der Bevölkerung im Stadtkreis Witten nach der Volkszählung vom 17. 5. 1939
Zahl der Haushaltungen23.778
Ständige Bevölkerung (Wohnbevölkerung ohne die ihre Dienstpflicht ableistenden Angehörigen von Wehrmacht und Reichsarbeitsdienst)73.548
davon männlich35.650
Altersstruktur der Bevölkerung: 
unter 6 Jahre alt9,1 %
6 bis 13 Jahre alt10,1 %
14 bis 64 Jahre alt73,4 %
über 64 Jahre alt7,4 %
Berufszugehörigkeit nach Wirtschaftszweig: 
Landwirtschaft und Forstwirtschaft1,9 %
Industrie und Handwerk58,9 %
Handel und Verkehr14,9 %
Dienstleistungen einschl. öffentlicher Dienst24,3 %
Berufszugehörigkeit nach der Stellung im Beruf: 
Selbstständige6,8 %
Mithelfende Familienangehörige1,8 %
Beamte und Angestellte16,2 %
Arbeiter59,1 %
Sonstige16,1 %
Betriebsfläche der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe: 
0,5 bis unter 5 ha81,5 %
5 bis unter 10 ha6,2 %
10 bis unter 20 ha6,2 %
20 bis unter 100 ha5,7 %
100 ha und mehr0,4 %




Quellen:

Hubatsch, Walther: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815 - 1945. Band 8: Westfalen. Marburg/L., 1980.

Kirchliches Handbuch für das katholische Deutschland. Zweiundzwanzigster Band: 1943. Köln, 1943.

Neumann, Gustav: Geographisches Lexikon des Deutschen Reichs. Leipzig, 1883.

Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs. Ein geographisch-statistisches Nachschlagebuch für deutsche Landeskunde. Dritte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage von Wilhelm Keil. Leipzig, 1894.

Statistik des Deutschen Reichs. Alte Folge, Band 57: Die Volkszählung im Deutschen Reich am 1. Dezember 1880. Berlin, 1883.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 150: Die Volkszählung am 1. Dez. 1900 im Deutschen Reich. Berlin, 1903.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 240: Die Volkszählung im Deutschen Reich am 1. 12. 1910. Berlin, 1915.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 336: Die Bewegung der Bevölkerung im Jahre 1924. Berlin, 1928.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 401: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1925. Heft 1: Die Bevölkerung im Deutschen Reich nach den Ergebnissen der Volkszählung 1925. Teil I: Einführung in die Volkszählung 1925. Tabellenwerk. Berlin, 1928.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 434: Die Wahlen zum Reichstag am 31. Juli und 6. November 1932 und am 5. März 1933 (Sechste bis achte Wahlperiode). Berlin, 1935.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 450: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Berlin, 1939.
Teil I: Altreich und Land Österreich.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 451: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 16. Juni 1933. Heft 3: Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Religionszugehörigkeit. Berlin, 1936.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 550: Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich. Berlin, 1940.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 552: Volks-, Berufs- und Betriebszählung vom 17. Mai 1939.
Heft 3: Die Bevölkerung des Deutschen Reichs nach der Religionszugehörigkeit. Berlin, 1942.
Heft 4: Die Juden und jüdischen Mischlinge im Deutschen Reich. Berlin, 1944.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 559: Ergebnisse der Volks-, Berufs- und landwirtschaftlichen Betriebszählung 1939 in den Gemeinden. Heft 9: Provinz Westfalen, Lippe. Berlin, 1943.

Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1952. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1952.

Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1961. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1961.

Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1971. Herausgegeben vom Statistischen Bundesamt. Wiesbaden, 1971.


Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871 - 1990 © 2006 by Dr. Michael Rademacher M.A.