Land Reuß

1. Fürstentum Reuß älterer Linie
2. Fürstentum Reuß jüngerer Linie
3. Volksstaat Reuß
4. Landesbeschreibung Reuß nach Neumann 1894
Quellen



1. Fürstentum Reuß älterer Linie

Fürst:
1867 - 1913 Heinrich XIV., geb. 1832
1913 - 1918 Heinrich XXVII., geb. 1858

Einwohnerzahl Fürstentum Reuß älterer Linie:
30.293 (1834)
45.094 (1871), davon 44.898 Evangelische,    150 Katholiken,   27 sonstige Christen, 19 Juden
46.985 (1875)
50.782 (1880)
62.754 (1890), davon 61.572 Evangelische,    938 Katholiken, 62 Juden
68.396 (1900), davon 66.860 Evangelische, 1.043 Katholiken, 444 sonstige Christen, 48 Juden
70.603 (1905)
72.769 (1910)

Verwaltungsstruktur 1900
Landratsamt Greiz
Bezirk Amtsgericht Burgk

Landesbeschreibung Reuß älterer Linie nach Neumann 1894
316 qkm, 198 Einwohner auf 1 qkm, besteht aus 3 größeren und mehreren kleineren Stücken. Von der Gesamtfläche entfallen 40,5 Prozent auf Äcker und Gärten, 16,9 Prozent auf Wiesen, 1, 9 Prozent auf Weiden, 36,5 Prozent auf Holzungen. Nach der Viehzählung von 1892 gab es 1891: 1.691 Pferde, 13.015 Stück Rindvieh, 2.468 Schafe, 7.979 Schweine und 3.663 Ziegen; nach der Gewerbezählung von 1882: 5.169 Betriebe mit 14.249 in denselben beschäftigten Personen, unter letzteren 7.823 in der Textilindustrie. Das Verfassungsgesetz datiert vom 28. März 1867. Nach demselben besteht eine Landesvertretung von 12 Abgeordneten, von denen 3 vom Fürsten, 2 von den Rittergutsbesitzern, 3 von den Städten und 4 von den Landgemeinden auf je 6 Jahre gewählt werden. Die Landesfarben sind Schwarz, Rot, Gelb. Die Regierung hat ihren Sitz in Greiz. Das Fürstentum bildet für die Verwaltung einen Landratsamtsbezirk und für die Rechtspflege (unter dme Oberlandesgericht zu Jena) einen Landgerichtsbezirk mit 3 Amtsgerichten. Der Hauptfinanzetat ergab für 1894 je 1.229.708 Mk. Einnahmen und Ausgaben; die Staatsschuld belief sich 1893 auf 139.500 Mk. In militärischer Beziehung bilden die Truppen des Landes mit Reuß jüngerer Linie, Sachsen-Altenburg und Schwarzburg-Rudolstadt das 96. Inf.-Reg. (zum 4. Armeekorps).


2. Fürstentum Reuß jüngerer Linie
Zuständ. Militärdienst (1885): IV. Armeekorps

Fürst:
1859 - 1902 Heinrich XXII., geb. 1846
1902 - 1918 Heinrich XXVII. (regierungsunfähig, Regentschaft der jüngeren Linie bis 1918), geb. 1858
1902 - 1913 Heinrich XIV. (Regent), geb. 1832
1913 - 1918 Heinrich XXVII. (Regent), geb. 1858

Einwohnerzahl Fürstentum Reuß jüngerer Linie:
  69.333 (1834)
  89.032 (1871), davon   88.782 Evangelische,    187 Katholiken,   34 sonstige Christen,   20 Juden
  92.375 (1875)
101.330 (1880)
119.811 (1890), davon 118.072 Evangelische, 1.181 Katholiken, 386 sonstige Christen,   69 Juden
139.210 (1900), davon 135.958 Evangelische, 2.579 Katholiken, 466 sonstige Christen, 178 Juden

Verwaltungsstruktur 1900
Landratsamt Gera
Landratsamt Schleiz

Landesbeschreibung Reuß jüngerer Linie nach Neumann 1894
826 qkm, 145 Einwohner auf 1 qkm, zerfällt in 2 Hauptgebiete und in mehrere kleine Parzellen, die zusammen den Ober- und Unterländischen Bezirk (die Landratsämter Schleiz und Gera) bilden. Von der Gesamtfläche entfallen 39 Prozent auf Äcker und Gärten, 16,9 Prozent auf Wiesen, 3 Prozent auf Weiden, 37,7 Prozent auf Holzungen. Nach der Viehzählung von 1892 gab es: 3.879 Pferde, 31.843 Stück Rindvieh, 10.995 Schafe, 21.100 Schweine und 10.116 Ziegen; nach der Gewerbezählung von 1882: 9.086 Betriebe mit 24.519 in denselben beschäftigten Personen, von letzteren 8.521 in der Textilindustrie. Das revidierte Staatsgrundgesetz datiert vom 14. April 1852 mit Abänderungen vom 20. Juni 1856. Die Landesvertretung besteht aus 16 Abgeordneten, von denen außer dem Besitzer von Reuß-Köstritz 3 durch die Höchstbesteuerten und 12 in allgemeinen, direkten Wahlen gewählt werden. Landesfarben sind Schwarz, Rot, Gelb. Das Ministerium (in 3 Abteilungen) hat seinen Sitz in Gera. Für die Verwaltung gibt es 2 Landratsämter, für die Justiz ein Landgericht zu Gera (zugleich für den 5. Verwaltungsbezirk von Sachsen-Weimar-Eisenach oder Neustadt a. O.) mit 5 Amtsgerichten. Der Staatshaushaltsetat für ein Jahr der Periode 1893-1895 ergibt 2.080.051 Mk. an Ausgaben, 2.091.400 Mk. an Einnahmen; die Schulden beliefen sich 1893 auf 1.040.550 Mk. Über die Militärverhältnisse s. Reuß ältere Linie.


3. Volksstaat Reuß
(Entstanden am 4. 4. 1919 aus der Vereinigung der Fürstentümer Reuß älterer und jüngerer Linie; 1920 aufgegangen im Land Thüringen)

Wahlen zum Volksrat am 2. 2. 1919:
22 Sozialdemokraten
  7 Demokraten
  4 DVP
  3 Deutschnational

Präsident des Volksrats:
1919 - 1920 Leven

Vizepräsident des Volksrats:
1919 - 1920 Jahn

Mitglieder des Staatsrats:
Freiherrr von Brandenstein, Minister
Oberländer, Minister
Vetterlein, Staatsrat
Beyer, Staatsrat
Kiß, Staatsrat
A. Drechsler, Staatsrat
H. Drechsler, Staatsrat


4. Landesbeschreibung Reuß nach Neumann 1894
Reuß, 2 Fürstentümer unter den 8 thüringischen Staaten, liegen im östlichen Teil derselben in verschiedenen Gebieten an der Saale und Weißen Elster und gehören fast ganz zum Bergland, im Süden zum Thüringer Wald, woselbst der Fichtberg (725 m) in der Nähe des Wetzsteins die höchste Erhebung in Reuß ist. Über die Militärverhältnisse s. Reuß ältere Linie.


Quellen:

Neumanns Orts-Lexikon des Deutschen Reichs. Ein geographisch-statistisches Nachschlagebuch für deutsche Landeskunde. Dritte, neu bearbeitete und vermehrte Auflage von Wilhelm Keil. Leipzig, 1894.

Regenten und Regierungen der Welt. Minister-Ploetz. Teil II. Band 4: Neueste Zeit 1917/18-1964. Würzburg, 2. Aufl. 1964.

Statistik des Deutschen Reichs. Alte Folge, Band 57: Die Volkszählung im Deutschen Reich am 1. Dezember 1880. Berlin, 1883.
Statistik des Deutschen Reichs. Neue Folge, Band 68: Die Volkszählung am 1. Dezember 1890 im Deutschen Reich. Berlin, 1894.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 150: Die Volkszählung am 1. Dezember 1900 im Deutschen Reich. Berlin, 1903.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 240: Die Volkszählung im Deutschen Reiche am 1. 12. 1910. Berlin, 1915.
Statistik des Deutschen Reichs. Band 250: Die Reichstagswahlen von 1912. Berlin, 1913.


Deutsche Verwaltungsgeschichte 1871 - 1990 © 2006 by Dr. Michael Rademacher M.A.